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    ERKLÄRUNG DER ARTCO GALERIEN  

    ZU DER HOCHWASSER-KATASTROPHE IM WESTEN DEUTSCHLANDS UND DEN AUSWIRKUNGEN AUF UNSER ZENTRALES KUNSTLAGER IN DER STADT STOLBERG

     


     

  • Wir erlebten in der Region Aachen an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen extrem starke Niederschläge und ein damit verbundenes rapides Ansteigen des Pegels der Talsperren in der Voreifel. Am Nachmittag des 14. Juli erfuhren wir eher zufällig, dass der Wasserstand des "Vichtbachs" in der Nähe unseres Kunstlagers in Stolberg kontinuierlich anstieg und die Innenstadt zu überschwemmen drohte. Da unsere Räume dort nicht ständig personell besetzt sind, fuhren wir sofort nach Stolberg, um uns einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Dort angekommen, sahen wir bereits die überflutete Innenstadt. Das Wasser auf der Straße vor dem Lager war nur noch wenige Meter vom Eingangstor entfernt. Ein Versuch, über die Feuerwehr Sandsäcke zu bekommen, um den Eingangsbereich noch zu sichern, blieb erfolglos.

     

    Gegen ca. 18 Uhr begann das Wasser dann sehr schnell in unsere Räume zu fließen. Unterstützt von zwei freiwilligen Helfern aus der Nachbarschaft, versuchten wir Kunstwerke auf höhere Ebenen im Lager zu verbringen. Der Pegel des Wassers stieg jedoch sehr rasch an, sodass wir bereits nach kurzer Zeit bis zu den Hüften im Wasser standen und die Aktion auf Aufforderung der Feuerwehr abgebrochen werden musste. In der darauffolgenden Nacht hatte das Wasser dann mit 2,50 Metern einen Höchststand in allen Räumen des Erdgeschosses erreicht.

  • Am Morgen des nächsten Tages war die Flut wieder weitestgehend zurückgegangen. Das gewaltige Ausmaß des Schadens wurde nun erkennbar. Die...

    Am Morgen des nächsten Tages war die Flut wieder weitestgehend zurückgegangen. Das gewaltige Ausmaß des Schadens wurde nun erkennbar.  Die Kraft der Überschwemmung war so stark, dass sogar Metallregale niedergerissen wurden.  Schnell war klar, dass mehr als tausend Werke unserer Künstler*innen (Öl – und Acrylgemälde, Arbeiten auf Papier, Fotografien, Skulpturen aus Holz und Stahl etc.) stundenlang dem stark verschmutzten Hochwasser ausgesetzt waren und somit stark beschädigt - oder völlig zerstört wurden. 

     

    In dieser, für uns persönlich und ökonomisch schwierigen Situation, hat uns bereits am Tag eins nach der Flut vielfältige und solidarische Hilfe erreicht. Viele Menschen aus der Nachbarschaft und den anliegenden Ortschaften kamen spontan, um uns bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen. Am Wochenende rückten sogar ganze Familien mit Schaufeln und Schubkarren ausgerüstet an, um zu helfen. 

    Betrachtet man jedoch die Verluste von Menschenleben an anderen Orten der Flut, so sind in unsrem Fall nur materielle Schäden zu beklagen.

  • Bei der Sichtung der in Mittleidenschaft gezogenen Kunstwerke wurde die Ironie der Ereignisse, besonders bei der Begutachtung der Arbeiten des...

    Bei der Sichtung der in Mittleidenschaft gezogenen Kunstwerke wurde die Ironie der Ereignisse, besonders bei der Begutachtung der Arbeiten des Fotografen Gideon Mendel deutlich. 

    Seine einzigartigen und würdevollen Portraits von Opfern des globalen Klimawandels und den damit verbundenen Naturkatastrophen, hatten uns sehr beeindruckt und dazu geführt, den Fotografen in unser Galerieprogramm zu übernehmen. Damals konnte niemand ahnen, dass auch wir und die Werke unserer Künstler*innen eines Tages Opfer des Klimawandels und der damit verbundenen extremen Wetterereignisse werden würden.

     

    Seine, aber auch die Werke von weiteren 30 Künstlern*innen, wie beispielsweise Aquarelle von Bruce Clarke, Collagen von Saidou Dicko oder Zeichnungen von Ransome Stanley und viele mehr erreichen durch den Einfluss des Wassers einen erweiterten Bedeutungshintergrund.   

    Hier sind außergewöhnliche künstlerische Zeitdokumente entstanden, die durch den brutalen Eingriff der Natur einer neuen Ästhetik zugeführt wurden. 

  • Für unsere Galerien und für die betroffenen Künstler*innen ist dies nach Zeiten des pandemiebedingten Lockdowns ein weiterer Rückschlag.
    Um die, den Künstlern*innen und den Galerien entstandenen Verluste etwas abzumildern, planen wir Ausstellungen und Auktionen mit leicht beschädigten, oder auch von den Einwirkungen des Wassers stark veränderten Werken. Diese künstlerischen Belege der Katastrophe werden wir in einigen Wochen in Form einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich machen. Gideon Mendel wird speziell für diese Werkschau eine Installation seiner hochwasser-geschädigten Fotografien erstellen. 

    Insbesondere nach den Erfahrungen der letzten Tage als unmittelbar Betroffene, glauben wir, dass es einen großen Bedarf gibt, mit dieser Dokumentation der „Untergegangenen Kunst“ auf den Klimanotstand und die damit verbundenen katastrophalen Auswirkungen für unsere und für nachfolgende Generationen deutlich hinzuweisen.

     

    Neben den vielen freiwilligen Helfer*innen, die uns bei den Aufräumarbeiten tatkräftig unterstützt haben, danken wir folgen Unternehmen für Ihre großartige Hilfe:

    Audiophil, Aachen

    Brettschneider Verpackungen, Aachen
    Deubner Baumaschinen, Aachen
    Bauunternehmen Engelen GmbH & Co KG, Herzogenrath
    Hammerbox Selfstorage, Aachen

    Hammer Advanced Logistics, Aachen
    Industrial Paper Tubes (IPT), Schondra
    Kochs Fensterbau, Herzogenrath
    Krings Verpackungen, Stolberg

    Prisma Color, Aachen

    regio iT, Aachen

    W. Heinrich Prym, Aachen 

    Zahnarztpraxis Dr. Fröschen, Stolberg & Aachen